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22.07.2009

DR. WATSON News

Massentierhaltung produziert gefährliche Bakterien

Durchfall, Krämpfe: Unglückliche Hühner machen Menschen krank

Der Stress in den Massenställen für Geflügel hat zur Folge, dass vermehrt Krankheitserreger gebildet werden. Dies ergab jetzt eine britische Studie. Vor allem die Bakterien vom Typ Campylobacter vermehren sich dadurch um das Zehnfache. Dieser Typ macht derzeit Karriere: Er hat die bisher ungleich prominenteren Salmonellen als Haupt-Erreger in Deutschland abgelöst. Vor allem in der Grillsaison breitet er sich aus.

Bisher galt vor allem mangelnde Hygiene als Ursache für die zunehmende Zahl der Infektionen mit Campylobacter. Die britischen Wissenschaftler zeigten jetzt, dass es auch die Haltungsbedingungen der Tiere sind, die das Erkrankungsrisiko für die Menschen erhöhen.

Das Zentrum für Epidemiologie und Risikobewertung der Universität Bristol fand heraus, dass Hühner unter Stress stärker mit den gefährlichen Campylobakter-Bakterien belastet sind. Für mehr als 800 Hühnerherden simulierten die Forscher branchenübliche Transportbedingungen und stellten fest, dass sich die Bakterien auf einem normalen Weg zum Schlachthaus um etwa das Zehnfache vermehrten.

Professor Tom Humphrey und sein Team führen das auf eine erhöhte Produktion des Stresshormons Noradrenalin zurück. Dieses verändere die Eisenaufnahme der Tiere und fördert damit das Mikrobenwachstum, so die Veterinäre. Stressfaktoren auf der Hühnerreise seien vor allem Transportdauer sowie Temperatur und Enge im Transporter.

Campylobakter jejuni oder Campylobakter coli heißen die gefährlichsten Arten der Campylobaktergattung. Sie können beim Menschen entzündliche Durchfallerkrankungen auslösen: Durchfall, Krämpfe und Fieber. Etwa ein Viertel des Hühnerfleisches in der EU ist belastet. Mit 200.500 Campylobacter-Erkrankungen wurde die Mikrobe im Jahr 2007 zum Hauptverantwortlichen für durch Tiere übertragene Infektionen. Während die Salmonellen sich langsam zurückziehen, stiegen die Campylobaktervorfälle um 14 Prozent von 2007 auf 2008 an und sind weiter auf dem Vormarsch.

Die Massentierhaltung erweist sich immer mehr als Gesundheitsrisiko für die Menschen: Nach einer EU-Studie zeigte sich schon im Jahre 2006, dass besonders in den großen Geflügelställen mit mehr als 3000 Hühnern die Salmonellen ausbreiten.

Gleichwohl hat der Gesetzgeber in Deutschland jüngst die Enge in den Hühnerställen noch erhöht:

Am 12.07.2009 hat der Bundestag einer neuen Nutztierhaltungsverordnung zugestimmt und damit die Besatzdichte von bislang 33 Kilogramm Huhn pro Quadratmeter Hühnerstall auf 35 Kilo hochgesetzt. Für die Langmast gilt jetzt eine Hühnerdichte von bis zu 39 Kilo pro Quadratmeter. Das entspricht etwa 25 Tieren pro Quadratmeter.

Der Stress im Hühnerstall wird dadurch eher noch zunehmen - und damit Durchfall, Fieber, Krämpfe beim Menschen.