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01.08.2023

DR. WATSON exklusiv

Das Ende der veganen Träume

Die Welt ernähren ohne unsere Tiere? Nein, das ist keine gute Idee

Jetzt muss Kim Kardashian ran: Fleischloser Köttbullar soll den Planeten (und einen taumelnden Hoffnungsträger) retten.
Screenshot: Youtube

Die Lust auf Veggie lässt nach. Viele kehren zu Steak & Schnitzel zurück – und fühlen sich wohl dabei. Für den Planeten ist das womöglich besser so.



 

Es ist ein ungewöhnlicher Auftritt für sie, als Hauptdarstellerin in einem Werbevideo, mit etwas, das aussieht aus wie ein Köttbullar von Ikea -  aber natürlich viel innovativer und bedeutender ist.

 

„Dieses Fleisch auf pflanzlicher Basis“, sagt ihre Stimme aus dem Off, „ist nicht nur erstaunlich lecker, sondern auch besser für dich und für den Planeten.“

 

Kim Kardashian ist US-Medienikone und Milliardärin, Medienstar, Modeunternehmerin, Harvard-Gastrednerin, Juristin. Und jetzt auch noch PR-Wunderwaffe.

 

Kim und der vegane Köttbullar: Ihr Einsatz soll dem einst vielbejubelten Fakefleisch-Star Beyond Meat helfen, dessen Aktienkurs erst kometenhaft anstieg – um dann umso dramatischer abzustürzen

 

Vegan-Giganten im Abstiegskampf: Krisenalarm herrscht auch beim Hafermilch-Marktführer Oatly und anderen. Die Verkäufe in den Supermärkten sind eingebrochen. McDonalds hat seinen Fake-Burger aus Kunstfleisch zurückgezogen, Konkurrent Burger-King eine vegane Bauchlandung hingelegt. 

 

Bei den einstigen Vegan-Fans macht sich Katerstimmung breit. Cathy Hummels etwa hat Schluss gemacht: „Für mich ist es – zurückblickend – auf Dauer nicht gesund gewesen“, sagt die Ex-Frau des Fußballers Mats Hummels: „Mein Gewicht ging immer weiter runter und ich hatte teilweise Panikattacken“.  

 

Es sieht nicht gut aus für die Branche. Die einstige Boom-Industrie mit ethischem Sonderstatus erlebt einen schmerzhaften „Realitäts-Check“, so die Wirtschafts-Insider vom Beratungsriesen Deloitte. „Falsches Fleisch sollte die Welt retten. Es wurde nur eine weitere Modeerscheinung“, titelte enttäuscht der Business-Kanal Bloomberg. Und die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) fragte: „War’s das mit dem Veggie-Boom?“

 

Vegane Welt: Traumziel oder Alptraum?

Ein schmerzhafter Absturz aus luftiger moralischer Höhe. Die Follower machen sich vom Acker, das vegane Lebensideal, ohne Steak und Schnitzel, Spiegelei, Müsli, stößt zunehmend auf Widerspruch. Hafermilch & Co. entpuppen sich als ungesund – und die vegane Welternährung als Ding der Unmöglichkeit.

 

Dabei war die Rettung der Welt ja der Plan. Gerade noch verkündeten Forscher, dass eine fleischarme Ernährung besser sei für Umwelt und Klima. Medien halluzinierten sich sogar eine „vegane Welt“ herbei, in der die die Nutztiere allesamt „abgeschafft“ sind. 

 

Die Rettung der Welt durch Ausrottung von Kühen, Schweinen, Schafen, Ziegen, Hühnern? Das wäre ein gefährlicher Irrweg, der zu Hunger und Armut führt. Denn für eine rein pflanzliche Versorgung, ganz ohne Tiere, reichten die Ressourcen unseres Planeten nicht aus. So die überraschende Erkenntnis von Forschern.

 

„Wir können die Welt vegan nicht ernähren“, sagt Prof. Wilhelm Windisch von der Technischen Universität München gegenüber DR. WATSON.

 

Er plädiert, zusammen mit hochrangigen Wissenschaftlerkollegen aus verschiedenen Ländern, für eine bessere Wertschätzung unserer Nutztiere, ihrer Leistungen für Menschen und Umwelt.

 

Die vegane Mafia im Silicon Valley

Natürlich gibt es durchaus respektable private Motive, sich ohne Fleisch, Milch, Eier zu ernähren. Die üblen Praktiken in der Massentierhaltung gehören dazu.  

 

„Menschen hören aus allen möglichen Gründen auf, Fleisch zu essen“, notierte eine bekennende Steakverächterin in der New York Times. Zur „veganen Mafia“ der Silicon-Valley-Milliardäre beispielsweise gehörten ganz unterschiedliche Charaktere, der schwule Trump-Unterstützer Peter Thiel ebenso wie der Ex-Vegetarier Elon Musk, dessen Teslas nur mit veganem Leder ausgestattet sind. Linke könnten pflanzlich leben, Liberale ebenso, selbst unter Rechten seien Vegetarier, und, so setzt sie hinzu, „damit wir es nicht vergessen, Hitler war es auch.“

 

Genervt von der "Porno-Veganerin"

Zunehmend genervt reagieren allerdings viele, wenn sie zwangsbekehrt werden sollen. Etwa von der selbsternannten „militanten Veganerin“ Raffaela Raab mit ihren immer verzweifelter wirkenden missionarischen Aktionen. Erst auf der Straße, dann beim Pop-„Titan“ Dieter Bohlen in der Show Deutschland sucht den Superstar, schließlich in einem millionenfach aufgerufenen Video des YouTube-Stars Leeroy Matata. Und zuletzt als „Porno-Veganerin“ im Internet, was für mediale Erregung sorgte („Militante Veganerin zeigt ihr Fleisch“) und  für massive Kritik  in der Community („Echt mega cringe, sorry“).

 

Und jetzt geht es auch noch dem ganz großen Projekt an den Kragen, der Vision einer veganen Welt. Sie basiert auf der Erzählung, dass es dem Planeten besser ginge, wenn sich alle rein pflanzlich ernährten. Ausschließlich. Überall. Weil, wie manche Forscher meinen, eine zu „100 Prozent pflanzliche, also vegane Ernährung die beste Lösung für die Zukunft“ sei.

 

Ein gefährlicher Irrglauben, sagen jetzt die Gegner, ernstzunehmende Wissenschaftler aus themennahen Disziplinen.

 

Die vegane Diktatur

Und nicht nur, weil es ungesund wäre. Das räumten sogar die Leute vom Kommerzsender ProSieben ein, die  sich lustvoll ausgemalt hatten, wie die Menschen „zum Veganismus gezwungen“ und tierische Produkte „komplett verboten“ werden, gemäß der Direktive: „Alle Menschen müssen streng vegan leben.“

 

Eine vegane Diktatur. Mit schmerzhaften Folgen. Da wird im visionären ProSieben-Film auch gar nichts beschönigt, in dem sich Mutter Monika irgendwann ans Bein greift, wo sie jetzt immer Schmerzen hat: „Kalziummangel“.

 

Eine reale Gefahr: Fleischverweigerer leben stets unter dem Damoklesschwert des Nährstoffdefizits. Und da geht es nicht nur um schwache Knochen, sondern auch um die mentale Gesundheit, um Depressionen, sogar ums hormonelle Gleichgewicht, Testosteron, Libido, Kinderwunsch.

 

Vegane Ernährung kann auch alles andere als gesund sein. Veganer essen nicht nur Pilze, Paprika, Pflaumen, sondern auch Pizza, Pasta, Pommes. Oder all die pflanzlichen Imitate, Hafermilch, Fake-Hamburger und Pseudo-Ei: allesamt „ultra-verarbeitet“, damit ultra-ungesund – und besonders beliebt bei der tierscheuen Zielgruppe, wie französische Wissenschaftler ermittelt haben.

 

Schlimmer als Fleischesser?

Und sie schaden damit nicht nur sich selbst und ihrer Gesundheit, sondern auch dem Planeten (siehe DR. WATSON News vom 14. Januar 2022), oft sogar mehr als Fleischesser, wie etwa der Umweltverband WWF ermittelt hatte.

 

Es ist also eine Illusion zu glauben, die Welt wäre eine bessere, wenn nur alle Tiere ausgerottet werden, die uns bisher ernährt haben. Eine vegane First-World-Vision von Leuten aus Industriegesellschaften, bei denen das Essen aus dem Supermarkt kommt, das Geld aus dem Automaten und die Vitaminpillen aus der nächsten Apotheke oder von Amazon.

 

Doch die Welt da draußen ist eine ganz andere, am Amazonas, in Afrika oder auch in vielen Regionen Asiens. Der totale Veganismus hätte dort zur Folge, dass den Menschen mit ihren Kühen, Schafen, Ziegen, Hühnern auch die Existenzgrundlagen genommen werden. Mehr noch: Weltweit würden Armut und Hunger zunehmen.

 

Ohne Tiere in Armut und Elend

Eine Abkehr der seit Jahrtausenden überall auf den Globus praktizierten Landwirtschaft, zu der auch die Tiere gehören, würde zu erhöhtem Ressourcenverbrauch und reduzierten Nahrungsmengen führen, die Lebensmittel massiv verteuern – und vor allem die Armen im globalen Süden ins Elend stürzen. Denn den Leuten, gerade Frauen und Kindern, geht's dort mit ihren Tieren bedeutend besser, wie Forscher mit schottischem, asiatischem und afrikanischem Background nachgewiesen haben.

 

Der totale Veganismus hätte eine globale Verknappung der Nahrung zur Folge, würde weltweit das Risiko für Mangelversorgung und Hungersnöte erhöhen.

 

„100 Prozent vegane Ernährung führt zu mehr Hunger auf der Welt“, sagt Prof.  Windisch von der Technischen Universität München im Gespräch mit DR. WATSON.

 

Zunächst natürlich bei Menschen, die ganz direkt auf ihre Tiere angewiesen sind und denen man mit ihren Rindern die ganze Lebensgrundlage rauben würde, wie den Hirtenvölkern in Afrika, etwa den Massai, oder den Menschen im zentralasiatischen Steppengürtel, beispielsweise der Mongolei, wo man aufgrund der langen und kalten Winter nur an ganz wenigen Stellen überhaupt Ackerbau treiben kann. Auch bei den Eskimos in Grönland, die auf Walfischspeck und Robbensteak angewiesen sind, weil bei ihnen nun mal keine Himbeeren wachsen.

 

Es geht aber auch um die Menschen in den Industrieländern Europas und Amerikas, kurz: um uns alle.

 

„Wir brauchen die Nutztiere für die Ernährung der Menschheit“, sagt Windisch. Für eine rein vegane Ernährung reichten die landwirtschaftlichen Flächen gar nicht aus: „Bei rein pflanzlicher Ernährung bräuchten wir viel mehr Ackerfläche.“

 

Das Fußballfeld als Acker

Und in Zukunft werde es noch enger: Heute müsse eine Fläche von der Größe eines Fußballfeldes drei Menschen ernähren, in der nächsten Generation schon fünf.

 

Für pflanzliche Nahrung geeignet („ackerfähig“) sei aber nur der Strafraum. Der ganze Rest, also 70 Prozent der weltweiten Agrarflächen, sei mit Gras bewachsen – das für Menschen bekanntlich ungenießbar ist. Kühe, Stiere, Kälbchen, Ziegen und Schafe aber lieben das  – und liefern den Menschen Lebensmittel, die es ohne sie nicht gäbe. Für vegane Menschen-Nahrung sind diese Flächen untauglich: „Wir können da nicht einfach Avocados oder Ananas anbauen“, sagt Windisch.

 

Die ausgedehnten Weideflächen im Allgäu beispielsweise oder in Irland, auch die Pampa in Argentinien könnten nicht einfach mit veganen Alternativgewächsen bepflanzt werden: „Da wächst nur Gras und sonst gar nichts.“ Zudem handelt es sich oft um schwer zugängliche Flächen, Almen in den Bergen beispielsweise.  

 

Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche wird in einer veganen Welt also massiv schrumpfen, auf weniger als ein Drittel. Zugleich aber steige, entgegen der landläufigen Meinung, bei rein pflanzlicher Ernährung der Flächenbedarf.

 

Denn Erdbeeren, Erbsen, Mehl sind nicht pur der Natur zu entnehmen, sondern von allerlei Nebenmaterial umgeben. Stroh, Schalen, Stiele.

 

Pflanzenkost: Mehr Spreu als Weizen

Beim Weizen beispielsweise macht das Mehl nur ein Drittel aus, der Rest ist Stroh, Spreu und Kleie. Durchschnittlich kämen auf ein Kilo vegane Kost vier Kilo nicht essbares Pflanzenmaterial – die an Kühe, Schweine, Hühner verfüttert werden können. Die Tiere liefern dafür Schnitzel, Milch, Käse, Quark, Eier. Und Dünger für die Felder, auf denen wiederum Vegetabilien wachsen. Das fällt natürlich alles weg, wenn Rinder, Schweine, Schafe, Hühner, wie von veganen Visionären ersehnt, final ausgerottet sind.

 

Besser, wenn uns die Tiere erhalten bleiben.

 

Natürlich, sagt Windisch, dürften wir es nicht übertreiben und unsere Nutztiere mit menschlicher Nahrung zu Höchstleistungen treiben. Das verstärke den Hunger auf der Welt. Aber nicht-essbares Pflanzenmaterial den Nutztieren vorzuenthalten, das vernichte ebenfalls menschliche Nahrung und verstärke den Hunger.

 

Die Einsicht scheint sich auszubreiten. Womöglich hat die Wende schon begonnen. Manche beenden die vegane Phase ihres Lebens. Aussteiger berichten über ihre neuen Erfahrungen, zurück im Tier-Reich.

 

Cathy Hummels zum Beispiel, die Ex-Fußballerfrau und Ex-Veganerin, fühlt sich schon wieder viel wohler im neuen Status: „Seitdem ich wieder Fisch esse, Fleisch esse, geht’s mir viel besser und ich fühle mich viel fitter und agiler.“

 

Der britische Survival-Star und TV-Promi Bear Grylls, der sogar ein veganes Kochbuch geschrieben hatte, ist jetzt reumütig zurückgekehrt in die Welt der Omnivoren und setzt sogar bevorzugt auf Tierisches: „Wir sind geschaffen für Fleisch, Milch und Eier“. 

 

Auch aus Amerika kommen ganz erstaunliche Meldungen, die auf eine Trendwende hindeuten.

 

Aus Kalifornien zum Beispiel die Erkenntnis, dass Laborfleisch 25mal so umweltschädlich sei wie echtes, von Rindern, zum Beispiel. Das hatte ein junger Doktorand der University of California mit seinen Kollegen herausgefunden. Investitionen in umweltfreundliche Rinderhaltung seien deshalb besser angelegt als in Laborfleisch, so ihre zutiefst kapitalistische Einsicht.

 

Ehrfurcht vor dem Schinken

Und in New York, der globalen Trend-Hauptstadt, soll schon ein neuer Schweine-Kult ausgebrochen sein. Mit fast religiöser Ehrfurcht sprechen Kellner in angesagten Lokalen von edlen Schinkensorten, spanischem Cinco Jotas, französischem Jambon de Bayonne, italienischem Prosciutto di Parma.

 

Illustriert war der Artikel in der New York Times übrigens mit einem Gemälde, einem altmeisterlichen, nun ja, „Ölschinken“ verbietet sich natürlich, also: einem Stillleben mit Schweinekopf, Schweinshaxe und Wurst.

 

Und das ganz ohne Triggerwarnung.

 

Also, da scheint echt einiges in Bewegung zu kommen.