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06.05.2011

DR. WATSON News

Harte Fette aus dem Supermarkt sind schlecht für's Sperma.
Joachim E. Röttgers/Graffiti

Harvard Studie: Fast Food schädigt Sperma

Vorsicht bei Kinderwunsch: Supermarktfette gefährden Fruchtbarkeit

Fast Food, Fertiggerichte, Kuchen aus dem Supermarkt: All das kann bei Paaren die Erfüllung des Kinderwunsches gefährden. Denn bestimmte Fette aus der Industriekost können bei Männern die Spermien schädigen. Das zeigt eine jetzt veröffentlichte Studie von Ernährungsspezialisten der amerikanischen Harvard Universität.

Die sogenannten Transfette aus industrieller Herstellung können auch Übergewicht, Krebs und Herzinfarkte begünstigen und sollen jedes Jahr für tausende von Todesfällen verantwortlich sein. Die Harvard-Forscher um den Ernährungsmediziner Jorge Chavarro hatten zuvor schon nachgewiesen, dass diese Fette bei Frauen das Risiko für Unfruchtbarkeit erhöhen können.

Jetzt zeigten sie die Auswirkungen aufs männliche Zeugungspotential: Diejenigen Männer, die mehr Trans-Fett aßen, hatten eine geringere Spermienkonzentration.

Der Ernährungsmediziner und Epidemiologe Chavarro von der Universität für Gesundheitswissenschaften in Harvard im US-Staat Massachusetts hatte an einer Fruchtbarkeitsklinik mit seinemTeam 33 zeugungswillige Männer untersucht, den Gehalt an Trans-Fettsäuren im Sperma festgestellt und die Auswirkungen des ungesunden Fettes auf das Sperma der Studienteilnehmer nachgewiesen.

Klar war, dass diese gefährlichen Fette von den Männern über die Nahrung aufgenommen wurden, denn der Körper kann sie nicht selbst herstellen. Diese fortpflanzungsschädlichen Fette kommen in der Natur nicht vor, sondern ausschließlich in Supermarktnahrung und Fast Food.

Die Wissenschaftler leiten daraus ab, dass viel Transfett im Essen zu einer geringen Konzentrationen an Spermien führt.

Ihre Erkenntnisse wurden jetzt in dem Wissenschaftsmagazin für Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit veröffentlicht („Fertility and Sterility“).

Chavarro und Team räumen allerdings ein, dass umfangreicherere Studien nötig sind, um den Effekt der fruchtbarkeitsgefährdenden Fette definitiv zu beweisen.

Als gesichert gilt, dass Transfette dick machen und Herzkreislauferkrankungen und Krebs fördern (siehe DR. WATSON NEWS vom 9. Dezember 2006). Im vergangenen Jahr wurde außerdem beobachtet, dass sie das Gedächtnis verschlechtern. (siehe DR. WATSON NEWS vom 26.Februar 2010). Allein in Großbritannien sollen die industriellen Trans-Fette für 7.000 Todesfälle im Jahr verantwortlich sein.

Die gefährlichen Transfette entstehen bei der industriellen Fetthärtung. Diese wird in den Food-Fabriken praktiziert, um die üblicherweise flüssigen Pflanzenöle an die industriellen Poduktionsprozesse anzupassen, sie in maschinengängige, produktionssteigernde und haltbare Fest- bzw. Halbfest-Fette zu verwandeln. Diese Fette werden auf dem Etikett der Supermarktprodukte als „gehärtete Fette“ oder „Fette, teilweise gehärtet“ bezeichnet.

Häufig ersetzen sie teure Butter in billigen Backwaren, Keksen und eingeschweißten Fertigkuchen. Sie bilden auch die Fettgrundlage von berühmten Süßigkeiten, wie Ritter Sports "Rum Knusperstück", Nippon Puffreis oder aber der "Feine Gebäckmischung aus erlesenen Gebäcken" aus der Edeka "Backstube".

Auch Ramas „Culinesse“ und Biskin „Spezial“ können aufgrund dieser Zutaten nach den Harard-Erkenntnissen womöglich die männliche Zeugungsfähigkeit gefährden. Ebenso die Tortellini der Edeka-Hausmarke, der Sauce Hollandaise von Maggi sowie Kartoffelbrei und Spaghetti Bolognese aus der 5-Minuten Terrine enthalten diese Fette.

Die Dänen haben schon im Jahre 2003 Konsequenzen gezogen und einen Grenzwert für alle Lebensmittel eingeführt, ob die landestypischen Pölser-Würstchen, Buttercookies oder die legendäre Dänische Remoulade. New York City zog 2006 nach, mit einem Verbot der Transfette in Fastfood Restaurants.

In Deutschland ist die Gefahr nach Expertenansicht geringer. Ein Lobbyist wie Ingo Witte, Geschäftsführer des Margarine-Institutes in Bonn, meinte gar, „dass wir in Deutschland heute kein 'Transproblem' haben".

Nicht zu verwechseln sind die industriellen Neuschöpfungen mit natürlichen Transfetten in Butter und Sahne. Diese unterscheiden sich bio-chemisch erheblich von den Designerfetten und haben nach bisherigen Erkenntnissen keine schädlichen Effekte - im Gegenteil: Studien fanden sogar herzschützende Wirkungen dieses Milchfettes, wie etwa eine 2009 veröffentlichte Übersichtssichtarbeit von der Technischen Universität München Weihenstephan.

Alles über Hormonelles im modernen Essen:Hans-Ulrich Grimm: Die Kalorienlüge)